Eigentlich

Eigentlich

VON Andreas Lau

Von Veröffentlicht am: 21. Februar 2025Kategorien: »Morsche«, Alle390 Wörter2 min LesezeitAufrufe: 43

Eigentlich war es anders geplant. Und nun frage ich mich, was dieses kleine Wort „eigentlich“ bedeutet. Ist etwas schiefgegangen? Oder ist es ein Wegweiser Gottes? Was bisher geschah: „Würden Sie für unseren Kirchenbezirk eine missionarische Pfarrstelle entwickeln und ab 2025 übernehmen?“ Im Vergleich zu anderen Anfragen traf diese gleich doppelt auf offene Ohren. Diese Anfrage traf gleich doppelt ins Herz. Zum einen reizte es mich, bisherige Erfahrungen und Leidenschaft konzeptionell zu verbinden. Zum anderen packte mich die Chance, dies mit ganzer Kraft in einer vollen Stelle umzusetzen. Das Dienstherz jubelte, aber das Familienherz krampfte. Für meine Frau und mich war die erste Pfarrstelle eine von vielen Lebensstationen. Für unsere Kinder bedeutete sie jedoch Jahre glücklicher Verwurzelung. Um beide Herzen zu versöhnen, entschieden wir uns nach vielen Gesprächen, im Ort wohnen zu bleiben und das schon vor Stellenantritt vorzubereiten.

Wer einmal aufbricht, kann beim „eigentlich“ nicht stehen bleiben.

Zwei Jahre später saßen wir auf gepackten Koffern, aber in völliger Unsicherheit. Die Stelle wurde konzipiert und durchlief alle Gremien. Die Gemeinden wurden informiert und auf eine Vakanzzeit vorbereitet. Die neue Wohnmöglichkeit stand bereit und der Antrag auf Genehmigung der Stelle lag beim Landeskirchenamt. Leider tat er das schon seit 14 Monaten. Denn meine Stelle war nicht die einzige, die es zu bescheiden galt. Die Synode hatte vor Jahren beschlossen, dass jeder Kirchenbezirk ab 2025 insgesamt 200 % Gemeindepfarrstellenanteile in neu zu konzipierende missionarische Pfarrstellen umzuwandeln habe. Im Oktober 2024 kam nun die ersehnte Reaktion, nur nicht mit dem erhofften Ergebnis. Die Stelle wurde abgelehnt. Aus juristischen Gründen dürfe es keine vollumfängliche missionarische Pfarrstelle geben, sondern immer nur Kombinationen mit klassischen Gemeindeanteilen. Ich war mir nicht sicher, ob man diese Erkenntnis nicht schon vor Jahren hätte haben können. Aber sicher war ich mir, dass ich eine solche Stellenteilung eigentlich nie wollte.

Und da ist es wieder, dieses kleine Wort „eigentlich“. War es falsch, dem nachzugehen, was mich innerlich bewegt hatte und was wir nach so vielen Gedanken und Gesprächen für richtig befunden hatten? Oder gehört das „Eigentlich“ zum Weg, den Gott manchmal mit uns geht, wenn er uns ruft? Mein Learning: Berufung gibt wohl nicht immer die Zielkoordinaten preis, aber in jedem Fall einen Impuls für den nächsten Schritt. Wer einmal aufbricht, kann beim „eigentlich“ nicht stehen bleiben.

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