Kein Exodus ohne Abschiedsfest

Kein Exodus ohne Abschiedsfest

VON Tanja Kasischke

Von Veröffentlicht am: 21. Juli 2025Kategorien: Alle, Wanderrouten644 Wörter3,3 min LesezeitAufrufe: 35Schlagwörter: , , , ,

Missionarisch im Aufbruch und im Aufhören: Über ein Jahrzehnt lebten und feierten junge Erwachsene im Bistum Hildesheim das Gemeinschaftsformat einer Kirche, die aus sich herausgeht.

Der Ruach weht in der Hofeinfahrt, als habe er auf Daniel Konnemann und Maren Trümper gewartet. Kaum holen sie das mitgebrachte Konfetti aus dem Beutel, fegt eine Böe heran. Die bunte Schnipselwolke bauscht sich auf und „regnet“ nieder. Es ist ein würdiger letzter Vorhang für das missionarische Projekt Exodus des Bistums Hildesheim, zu dem Daniel und Maren an diesem Vormittag Rückschau halten. Die Stimmung, die das Leitungsduo aussendet, ist Dankbarkeit.

Alles hat seine Zeit

„Exodus war im Bistum Vorreiter für Lobpreis und Gottesdienst an dritten Orten“, sagt Daniel Konnemann, „wir haben die Haltung von Kirche verändert“. Maren Trümper ergänzt: „Exodus hat Menschen irritiert, im positiven Sinn. Wir haben alles ausprobiert, was wir ausprobieren wollten.“ Was die Exodusgemeinschaft ausprobieren wollte war eine Form von Kirche, die aus sich herausgeht. Die Gottesbeziehung in den weiten Raum trägt und kein parochiales Verständnis voraussetzt, sondern schlicht Verheißung ist. Nur eins nicht, beliebig: „Die Gottesdienste waren kontextuell, orientierten sich an der katholischen Liturgie und am Kirchenjahr.“ Pfarrer Daniel Konnemann hielt seit Exodus‘ Gründung 2011 etliche davon. Im Café und in der Turnhalle, in einer Weidenkirche, in der Kapelle der Gedenkstätte Konzentrationslager Bergen-Belsen – es tat sich eine große Bandbreite von Räumen für das Experiment auf, oft kurzfristig. Neben denjenigen, die der Einladung der Gemeinschaft gezielt gefolgt waren, stießen überall spontan Gäste hinzu. „Exodus funktionierte über Mundpropaganda und soziale Medien. Menschen brachten andere Menschen mit“, beschreibt Maren Trümper. Auch sie predigte, ehrenamtlich. Im Brotberuf ist Maren Referentin für Personalentwicklung des Bistums.

Um weniger ortsflexiblen Followern ein Angebot machen zu können – das Bistum Hildesheim ist mit 30.000 Quadratkilometern das drittgrößte Deutschlands – und in ökumenischer Verbundenheit, feierte Exodus an jedem zweiten Sonntag eines Monats Gottesdienst in der Jugendkirche Hannover. Dieser Ort war sozusagen gesetzt. Der Gottesdienst dort basierte genauso auf ehrenamtlichem Engagement. „Wir waren Gemeinde. Wir hatten nur keinen offiziellen Auftrag“, definiert Daniel Konnemann.

Wenn es irgendwann weitergehen soll, geht es das. Bei wem sich Gott zuerst meldet, der meldet sich.

Menschen wie Maren und er brachten Exodus vor 14 Jahren auf den Weg. „Wir waren in der kirchlichen Jugendarbeit großgeworden und den Angeboten entwachsen. Wir waren zu alt geworden!“ Der Theologe lacht, während er das sagt. „Die Gemeinschaft sprang in die Lücke.“ Exodus startete mit 20 Personen und wuchs rasant. Der monatliche Gottesdienst am späten Nachmittag passte in den Lebensentwurf der Zielgruppe. Verkündigung und Nachfolge hatten ihren Raum, „aber zum Tatort schauen am Abend war man wieder Zuhause“. Exodus erreichte viele zwischen Uniabschluss und Familiengründung, begleitete sie an Lebenszäsuren, durchs Kirchenjahr, während Corona digital. Dann schlug einer der Gründer beruflich neue Wege ein – und stieg bei Exodus aus. „Wir waren schon wieder älter geworden. Viele hatten inzwischen Familie, zeitliche Ressourcen wurden knapper oder waren eben anders verteilt“, fasst Maren zusammen. Es klingt nicht verbittert, sondern ist klug eingeschätzt: „Das wofür wir standen, konnten wir nicht mehr einhalten.“

Trauer verwandelt sich in Dankbarkeit

Vor zwei Jahren dachte die Gruppe erstmals den Gedanken laut, Exodus loszulassen. Nicht abrupt, sondern als Abschiedsprozess der es jedem ermöglichen würde, das Ende einzuhegen. Zwei Tage vor Silvester 2024 feierte die Gemeinschaft Abschlussgottesdienst, noch einmal in der evangelischen Jugendkirche. Nach dem Segen flogen damals bereits Konfetti, Trauer wich Dankbarkeit, alles hatte seine Zeit. So bewerten es Daniel Konnemann und Maren Trümper auch rückblickend: „Exodus, das war ein Stück vom Hoffnungskuchen.“ Weil die Hoffnung zuletzt stirbt, setzt Daniel nach: „Wenn es irgendwann weitergehen soll, geht es das. Bei wem sich Gott zuerst meldet, der meldet sich.“

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