Aller Anfang ist schwer
Aller Anfang ist schwer
VON Elisabeth Boodes
Dass ich innerlich nicht gut auf Bedeutung und Inhalt der Ausbildung zur Prädikantin vorbereitet war, wurde mir spätestens bei dem eintägigen Kolloquium, dem vorangehenden „Eignungstest“, deutlich. Spontantexte mit Pointe innerhalb vorgegebener Zeit zu schreiben und sich unvorbereitet in einer „überwachten“ Themendiskussion über die Verwendung von Kirchengebäuden wiederzufinden – das war alles andere, als das, was Kirche bisher von mir erwartet hatte. Überhaupt der Umstand, dass ich bei Kirchens eine Predigterlaubnis und vorhergehende Ausbildung benötige, leuchtete meinem freikirchlich aufgewachsenen Geist erst spät ein. Aufgrund meiner Erfahrung, in „allerlei gemeindliche Aufgaben“ hineinzuwachsen, hielt ich die Ausbildung für unnötig, ja fast formalistisch. In den vorbereitenden Gesprächen mit meinem Pfarrer, dem Superintendenten und den Prüfern im Kolloquium wurde mir jedoch bewusst: Ich predige 1) in Verantwortung vor Gott und seinem Wort 2) unter Einbeziehung meiner eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen und 3) mit Blick auf die Gemeinde, der mein Predigen ein Steigbügelhalter in ihrer individuellen Gottesbeziehung sein darf. Diese 3 „Predigtgrundlagen“ nötigen mir mittlerweile einen erheblichen, aber auch vorfreudigen Respekt ab.
Der innere Prediger pausiert
Unser Kurs besteht aus 18 hochmotivierten Kirchenfreund:innen allen Alters, diverser beruflicher Hintergründe und gemeindlicher Prägungen. Gespannt erwarte ich einen gemeinschaftlichen Lernprozess über insgesamt 16 Monate. Wir sind der letzte Kurs, der diese EKD-weit kürzeste Ausbildungszeit absolvieren wird. Nach uns wird die Ausbildungszeit aufgestockt. Den Tisch beim ersten gemeinsamen Mittagessen ziert der Aufsteller „Prädikat:innen“. Unvermittelt denke ich an meinen „inneren Prediger“: denjenigen, der alles besser und biblischer weiß als andere, dem zu jeder Lebenssituation die unpassendste Bibelstelle einfällt, der mir so oft selbst das Leben schwer macht. Und ich beschließe: Du, innerer Prediger, hast jetzt Pause. Jetzt wird der äußere zum Steigbügelhalter ausgebildet und das Pferd von vorne aufgezäumt.
AUTORIN · AUTOR
Elisabeth Boodes, verheiratet, ist (oft musikalischer) Teil der ev. Kirchengemeinde Lippstadt und selbstständig als Rechtsanwältin tätig. Aus ihrer Feder stammt das Buch „Gnade ist immer trotzdem. Als Christin homosexuell? Eine Suche nach Antwort.“ (Neukirchener). Sie mag Toffifee und Eichhörnchen.
3E ist Basecamp zum Anfassen
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