Über Mut zu schreiben ist die eine Sache, diesen Mut vor den Augen der Welt selbst leben eine völlig andere. Die anglikanische Bischöfin in der Washingtoner Episkopalkirche hat genau das getan. Bei der Einführung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump richtete sie sich jüngst in der Predigt direkt an ihn. Die Predigt ging um die Welt, auch in den deutschen Nachrichten sprach man über ihre Auslegung der Bibel. Manche nannten sie prophetisch. Dabei setzte sie vor allem das um, was sie in ihrem 2023 auf Englisch erschienen, nun auf Deutsch übersetzten und um die berühmte Predigt ergänzten Buch beschreibt. Für sie zeigt sich Mut in Entscheidungen zu gehen, zu bleiben oder etwas neu anzufangen. Damit ist es nicht getan, nach der Entscheidung geht es weiter. Ob wir akzeptieren oder kämpfen, beharrlich sind oder Enttäuschung einräumen können, auch das alles hat viel mit Mut zu tun. Das erklärt sie nicht nur, das malt sie biblisch-theologisch sowie u.a. anhand der eigenen Biographie aus. Sie schreibt packend und engagiert, sie ist kritisch mit sich und Anderen, sie hat einen weiten Denkhorizont. Wer das essayhafte Buch gelesen ist nachher nicht nur klüger, sondern auch dies: mutiger!

Carsten Brall