Es hätte sein können, ist aber wohl nie geschehen – die beiden wichtigen und bedeutenden christlichen Denker und Autoren des 20. Jahrhunderts, Dietrich Bonhoeffer und Jochen Klepper, trafen nie aufeinander.

Beide lebten und erlebten die Repressalien der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland. Es steht zu vermuten, dass sie einander viel zu sagen gehabt hätten, jeder auf seine ganz ureigenste Weise.

Wolfgang Böllmann wagt den Versuch einer fiktiven gemeinsamen Geschichte dieser so unterschiedlichen Charaktere. Teilweise recht hölzern und dem Schreibstil der Zeit um die Geschehnisse der Jahre 1933 bis 1944 angelehnt, ersinnt Böllmann auf Basis der Werke der beiden Akteure fiktive Begegnungen und Dialoge. So unterschiedlich die Lebens- und Leidensgeschichten von Bonhoeffer und Klepper auch sein mögen, im wiederholten Aufeinandertreffen kommt es zu einer inneren Annäherung. Berührend ist – über der fiktionalen Erzählung als Metaebene mitschwingend – die wertfreie Schilderung des jeweils individuellen Umgangs mit den zunehmenden Einschränkungen durch das NS-Regime. So lässt Böllmann den Leser mit viel Verständnis sowohl für den Freitod Kleppers als auch für die freiwillige Rückkehr Bonhoeffers ins Nazideutschland, seine spätere Gefangennahme und Ermordung zurück. Es geht nicht um moralische Wertung, sondern um den je eigenen Zugang zu Leid und Unterdrückung.

Ergänzt wird das kleine Bändchen um einen synoptischen Lebenslauf Bonhoeffers und Kleppers, in dem ihre Lebenslinien miteinander verwoben sind. Und so begegnen sie einander ein zweites Mal.