Wenn Gott Neues schafft

Wenn Gott Neues schafft

VON Margrit Wegner

Von Veröffentlicht am: 22. Februar 2025Kategorien: »Moin, Moin«, Alle469 Wörter2,3 min LesezeitAufrufe: 53

Die Zukunft sitzt diesmal im großen Saal. Auf dem Schild an der Tür steht noch das Datum des letzten Jahres: AG Zukunftsplanung 9–13 Uhr. Die Runde ist bunt gemischt. Finanzabteilung, Liegenschaftsfachleute, Jugendpfarramt, Verwaltungsleitung. Die Lage ist ernst, die Stimmung sachlich. Alle sind da, weil sie nicht nur Mangel verwalten, sondern Zukunft im Kirchenkreis gestalten wollen. Die Finanzmenschen sagen: Das Geld reicht hinten und vorne nicht. Die Bauabteilung macht klar: Wir haben zu viele Baustellen. Wir können uns viele Gebäude nicht leisten. Allen ist klar: Es geht so nicht weiter. Das ist frustrierend, es gibt Frotzeleien, Zynismus, bedrückte Stimmung. Aber wir können hier sowieso nichts entscheiden, und so wird die Zukunft vertagt. Auf das nächste Gebäudekonzept, die nächsten Synodenbeschlüsse, die nächste missionarische Initiative.  Wird sich was ändern?

Es sind die Gottesdienste, die Menschen anziehen. Da wollen wir investieren, nicht streichen.

Irgendwann an diesem Tag dämmert mir: Seit ich Pastorin bin, habe ich unzählige Stunden in solchen Runden gesessen. Immer, immer, immer hieß es in den Jahren und mittlerweile Jahrzehnten: Wir brauchen Ideen, wir brauchen Reformen, wir müssen sparen, wir müssen Gremien zusammenlegen, Gottesdienstzeiten abstimmen, Gebäude sanieren, abstoßen, anders nutzen, dann können wir den Wandel gestalten. Mal hat sich ein Sponsor gefunden für ein Projekt, mal gab es Synergieeffekte, meistens wurde weitgehend weitergemacht wie bisher. Der Alltag holt einen bei aller „Man-müsste-mal“-Zukunft immer zu schnell wieder ein. Neue Ideen? Große Visionen? Hilfloses Schulterzucken. Hängt halt am Geld. Wann war zuletzt von Gottvertrauen die Rede? Das lähmt. Das macht alle nur müde. „Ich hab‘ keine Lust, Triller zu üben, wenn keiner weiß, was noch kommt“, sagt der Kirchenmusiker.

Kurz darauf Kirchengemeinderatsklausur. Natürlich geht es ums Geld, uns fehlen noch Millionen für die Sanierung der Türme. Aber das wird sich finden. Der Dauerregen schlägt an diesem Wochenende nicht auf die Stimmung. Die Runde hat Lust, zusammen was zu bewegen. Ohne Druck sprudeln auch die Ideen. Wie machen wir Lust auf Zukunft und Kirche? Der 4. Mai ist ein Sonntag. Das ist Star-Wars-Tag, „May the 4th“ klingt schließlich wie „May the Force be with you.“ Leute, da feiern wir einen Star Wars-Gottesdienst! Wir fragen nach der hellen und der dunklen Seite der Macht, nach Gut und Böse im Universum. Keine Frage, da ist der Dom voll. „Ich habenoch Ideen für mindestens 20 solcher Gottesdienste!“, sagt einer. Er hat gerade die Klickzahlen auf unserer Homepage und die Besucherzählung am Eingang ausgewertet. Daraus wird überdeutlich: Es sind die Gottesdienste, die Menschen anziehen. Da wollen wir investieren, nicht streichen. Weil da etwas wächst. Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf,erkennt ihr’s denn nicht? (Jes. 41,18) Wir gehen getrost in die Zukunft.

AUTORIN · AUTOR

Artikel teilen