Diskutabel bleiben und trotzdem Gott etwas zutrauen
Diskutabel bleiben und trotzdem Gott etwas zutrauen
VON Elisabeth Boodes
Gab es den Exodus – Israels Auszug aus Ägypten – wirklich? Binnen eines Tages werden uns in einem rauschenden Durchlauf Start -, Mittel- und Endpunkte der israelischen Volksgeschichte, wie sie sich in der Bibel finden lassen, vorgestellt. Unsere Dozentinnen nehmen uns mit auf eine andere Ebene von aus Kindertagen bekannten Bibeltexten; Sündenfall und Opfervorschriften werden gegenübergestellt und eingeordnet.
Altes und Neuen kollidiert
Die Selbstverständlichkeit, mit der die Sichtweise als Standpunkt, von dem aus die Dinge zu verstehen sind vorgetragen wird, ist mir aus anderen gemeindlichen Zusammenhängen wohlbekannt – mit teilweise konträr unterschiedlichen Deutungsergebnissen. „Der Mensch ist von Grund auf böse und vergebungsbedürftig“ steht heute „Wir können nicht verhindern, dass wir auch mal schuldig werden beispielsweise durch unseren ökologischen Fußabdruck“ gegenüber. In mir kreisen die alten und die neuen Eindrücke, die Gegensätzlichkeit mancher Bibelverständnisse, es stellt sich die Frage nach dem Vertrauen in die Personen, denen ich zugehört habe und heute zuhöre. Während ich zuhöre, lese ich den Wikipediaartikel über den Exodus, der wohl nicht so stattgefunden habe. Es fehle an historischen Beweisen über diesen gigantischen Auszug, wie ihn die Bibel uns beschreibt. Aber die historisch mögliche Einordnung würde ausreichen, um die Botschaft Gottes über seinen Schutz in Aufbruch aus Sklaverei und Neubeginn zu verstehen. Ich merke: mir nicht. Mir reicht es nicht, diese biblische Geschichte auf ihre weltliche Wahrscheinlichkeit zu kürzen, auf das, was Menschen physikalisch erklären und historisch beweisen kann.
Mir reicht es nicht, diese biblische Geschichte auf ihre weltliche Wahrscheinlichkeit zu kürzen
In der Exodus-Story reiht sich eine Sonderbarkeit an die andere, lösen die Wunder und Gotteserscheinungen einander ab, es entstehen Bilder, die die Kreativität und Heiligkeit Gottes in mein Herz malen. Ich wünsche mir eine Kirche, die es versteht, diese Bilder zu nutzen, um Menschen von Gott zu begeistern. Ich wünsche mir aber auch, dass unsere Frömmigkeitsstile und Bibelverständnisse diskutabel bleiben und wir einem wachsenden schwarz-weiß-Denken die strahlenden Farben unseres leidenschaftlichen Gottes gegenüberstellen.
Gottes Sonderbarkeiten aushalten
Kann Gott nur einen kleinen Auszug zu einem großen Bild machen? Klar. Kann er einen Auszug arrangieren, der kaum historische Befunde hinterlässt? Ja, warum denn nicht? Wenn wir doch nur mehr Zeit hätten, all das auch leidenschaftlich zu diskutieren – aber wir sind halt der letzte Kurz-Kurs. Aber in mir werden Diskussionen ausgelöst, die ich mit in meinen (gemeindlichen) Alltag nehme und nicht so einfach verlöschen lassen will.
Bild: lummi.ai
AUTORIN · AUTOR
Elisabeth Boodes, verheiratet, ist (oft musikalischer) Teil der ev. Kirchengemeinde Lippstadt und selbstständig als Rechtsanwältin tätig. Aus ihrer Feder stammt das Buch „Gnade ist immer trotzdem. Als Christin homosexuell? Eine Suche nach Antwort.“ (Neukirchener). Sie mag Toffifee und Eichhörnchen.
3E ist Basecamp zum Anfassen
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