Umbau

Umbau

VON Andreas Lau

Von Veröffentlicht am: 13. Juni 2025Kategorien: »Morsche«, Alle464 Wörter2,3 min LesezeitAufrufe: 37Schlagwörter: , , ,

„Dann benötigen wir aber Freiheit und Vertrauen, sonst funktioniert es nicht!“ Mein Vorgesetzter nickt. Und ich ahne noch nicht, was diese Anliegen auslösen können, wenn man damit vor die Tür in die Realität tritt …

Was war geschehen? Das Landeskirchenamt war nicht bei der juristischen Ablehnung der vollen Stelle stehen geblieben. Es schlug die Arbeit im Team vor. Obwohl ich die Zerrissenheit in einer Stelle mit zwei Arbeitsbereichen nie wollte, brachte dieser Vorschlag ein neues Vorzeichen mit sich. Denn die Person, die für dieses Team-Wir vorgeschlagen wurde, war eine großartige Mitarbeiterin unserer Kirchgemeinden – bisher tätig in einer spendenfinanzierten und geförderten Sonderstelle. So weit, so gut – nur der Weg zur Umsetzung dieser Team-Idee hatte viele unbekannte Variablen. Die Mitarbeiterin musste zuerst Pfarrreferentin werden – ein Quereinstieg ins Pfarramt, ebenso neu wie ungeklärt in seiner Umsetzung. Außerdem wäre durch die neue Konstellation insgesamt deutlich weniger Zeit für die Ortsgemeinden übrig. Würde es dafür Verständnis geben oder nicht? Würde man die Mitarbeiterin als Pfarrreferentin akzeptieren und mich als „halben Pfarrer“?

Die missionarischen Pfarrstellen sind nicht nur eine Umräumaktion. Sie sind ein Umbau.

Nun sitze ich in meinem alten Arbeitszimmer. Mein Stuhl quietscht noch immer. Aber es sieht alles anders aus. So manche Kiste steht noch unsortiert zum Abholen bereit. Wir bauen um und richten uns auf Teamarbeit ein. „Dann benötigen wir aber Freiheit und Vertrauen, sonst funktioniert es nicht!“, hallt es in mir nach. Menschen lassen sich nicht so leicht umsortieren wie Ordner und Einrichtungsgegenstände. Aus den Freiheiten, die ich gesucht hatte, sind inzwischen Spannungsfelder geworden. Ich beginne zu ahnen, dass es hier um etwas Generelles geht. Die missionarischen Pfarrstellen sind wahrscheinlich nicht nur eine Umräumaktion wie die in meinem Arbeitszimmer. Sie sind ein landeskirchlicher Umbau. Und manche sorgen sich angesichts dieser Stellen um die Statik der Landeskirche und sehen in ihnen eine Gefährdung tragender Wände.

Über Generationen stand das volkskirchliche Versorgungsdenken im Zentrum pfarramtlicher Aufgaben – Kasualien, Gottesdienste, Seelsorge, repräsentative Präsenz nach innen und außen. In Zeiten von Personalmangel und Erschöpfungsausfällen ächzt dieses Versorgungssystem, viele sind am Limit – es ist Notstand. Verständlich, dass es dann heißt: „Warum sollten sich gerade jetzt einige Pfarrerinnen und Pfarrer die Freiheiten für neue Arbeitsbereiche nehmen dürfen? Und wieso gibt es dafür überhaupt Stellen?“ Diese Fragen erinnern mich an die Worte Jesu gegenüber der fremdländischen Frau, die mit ihrem Anliegen zu ihm kam: „Lass zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, dass man den Kindern das Brot nehme und werfe es vor die Hunde.“ (Mk 7,27) Ich frage mich: Darf Neues sich nur von den zeitlichen Brosamen ernähren, die bei aller Versorgungsarbeit abfallen?

Bild: KI-generiert (ChatGPT)

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