Predigtstrudelkämpfe

Predigtstrudelkämpfe

VON Elisabeth Boodes

Von Veröffentlicht am: 25. November 2025Kategorien: Tagebuch einer Prädikantin, Alle468 Wörter2,3 min LesezeitAufrufe: 224Schlagwörter: , , ,

Die neue Predigtaufgabe präsentiert mir einen mir sehr bekannten neutestamentlichen Bibeltext. Sofort schießen mir Ideen in den Kopf, Gedanken tanzen vor sich hin und ich genieße, dass die Abgabefrist in ferner Zukunft liegt. Mein erstes Gefühl zu dieser Predigtaufgabe ist freiheitlich und zuversichtlich.

Andere Texte, teils sperrige alttestamentliche Passagen, hatten mir vorher von Beginn der Bearbeitung an viel mehr Fragezeichen abverlangt. Diesem Predigttext schaue ich überheblich gelassen entgegen – um dann in der konkreten Vorbereitung unter aufkommendem Fristdruck hart aufzuschlagen.

Sense im Kopf

Ich habe mittlerweile drei grundverschiedene Predigten über denselben Text geschrieben. Keine berührt mich selbst – wie sollen sie dann andere berühren? Mein Leben drumherum war emotional aufwühlend, hat mir einiges abverlangt und ich merke, dass ich keine Predigtinsel in meinem Kopf und Herzen freihabe. Das ist für gewöhnlich mein Gärraum. Dahin verschiebe ich mein Predigtthema und kann irgendwann nach Literatur und Alltagswahrnehmung einen roten Faden erkennen. Ein roter Faden, der sich zu einer Predigt stricken lässt. Diesmal nicht. Einfach Sense im Kopf. Jede Idee scheint mir nicht nur langweilig, sondern auch geistlos. Mir fällt es weniger schwer, als uns prophezeit wurde, zu Papier gebrachte Ideen wieder zu verwerfen und bei Null anzufangen.

Jede Idee scheint mir nicht nur langweilig, sondern auch geistlos

Frustrierend ist aber die Erfahrung, dass ich nichts produzieren kann, wenn ich nichts zu produzieren habe. Wenn meine inneren Kanäle so verstopft mit Alltagssorgen sind, hilft mir keine gute Idee, kein Anfangseuphorismus, um einen Bibeltext ins heutige Leben zu transportieren. Sicherlich kann ich mit den erlernten Methoden, mit theologischem Hintergrundwissen und rhetorischen Kniffen, eine interessante Rede schreiben. Aber sie erscheint mir tot; produziert mit meinen intellektuellen Möglichkeiten. Verzweifelt betend presse ich die Gedanken über den Text durch meine Gehirngänge in dem Wissen, dass ich diese Predigt nicht nur zur Ausbildungsstätte einreichen, sondern auch vor der Gemeinde halten muss (in dem Zustand dann mehr Müssen als Dürfen).

Demutsübung und Zutrauen

„Gott kommt nicht zu spät“ – ein alter Spruch. Alter und Weisheit hängen aber doch oft zusammen und es macht mich manchmal erst ärgerlich, aber letztlich doch demütig, dass Gott spricht. Dass er sprechen will. Gerne kurz vor Fristablauf. Auch das ist eine Demutsübung. Zu warten und Zeit zu haben, dass Gott mich auf den Text vorbereitet durch alle äußeren Umstände hindurch. Und mich auf das Vertrauen zurückzuziehen, dass Gott auch nichts davon hat, wenn ich stotternd vor seiner Gemeinde Unsinn rede. Wenn ER dann da ist, wenn der Text von Leben erfüllt wird, wenn ich innerlich die Gemeinde in diesem zweitausend Jahre alten Text wiederfinde, dann zieht Frieden über die Predigt ein und gibt mir die nötige Freiheit und Vorfreude, sie meiner Gemeinde zum Weiterglauben anzuvertrauen.

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