Lost in cooperation?
Lost in cooperation?
VON Markus Weimer
„Kooperation“ ist das neue Zauberwort in kirchlichen Transformationsprozessen. Im Zuge der weitreichenden Veränderungen in den Landeskirchen werden Dienstgruppen gebildet, um in Regional-, Nachbarschafts- oder Kooperationsräumen gezielter und strukturierter als Team arbeiten zu können.
Allerdings kann man vielerorts hören, dass sich das beteiligte Personal „lost“ fühlt und nicht recht weiß, wo die Reise hingehen soll. Geht es lediglich um eine begriffliche Neuerung um erhöhten Aufwand zu verschleiern oder liegt in der Kooperation eine wirkliche Chance?
Ich falle gleich mit der Tür ins Haus: Die Bildung von Kooperationsräumen setzt einige grundlegende Entscheidungen voraus, damit diese tatsächlich ein Instrument vitaler Kirchenentwicklung werden und nicht zu einer palliativen Ekklesiologie verkommen.
Kooperationsräume brauchen eine „Grammatik der Hoffnung“
Zunächst ist es wichtig, dass alle Beteiligten verstanden haben, dass der neue Kooperationsraum nicht das Instrument der Reduktion und Einsparung, sondern der entscheidende Raum einer vitalen Kirchenentwicklung ist. Mitten in der Krise von Mitgliederverlust und Ressourcenschwund ist hier der Ort, wo hoffnungsvolle Kirchenträume geträumt werden und wo jeder Aufbruch gemeinsam bestaunt und gefeiert wird.
Kooperationsräume brauchen ehrliche Beziehungen
Dies wiederum gelingt nur, wenn die beruflich-engagierten Teams bereit sind für einen ehrlichen Austausch. Es lohnt sich damit zu beginnen, über „Erfolge“ und „Misserfolge“ zu sprechen. Was für ein Segen, wenn ich hier ehrlich über meinen Frust aber auch über kleine Erfolge sprechen kann. Von hier ist der Weg nicht mehr weit, um innerhalb eines Kooperationsraumes auch unterschiedliche Frömmigkeitstraditionen als Bereicherung zu verstehen. Wie wäre es, wenn wir endlich bereit wären, den „anderen“ ihren Glauben zu glauben? Ehrliche Beziehungen sind die Basis für eine echte Profilierung von Gemeinden. Die Unterschiedlichkeit ist unser Reichtum!
Geht es lediglich, um eine begriffliche Neuerung um erhöhten Aufwand zu verschleiern oder liegt in der Kooperation eine wirkliche Chance?
Kooperationsräume brauchen das Priestertum aller Glaubenden
Vielleicht gehört es zu den größten unvollendeten Aufgaben der Reformation: die wirkliche Integration von ehrenamtlich-engagierten Menschen in unseren Gemeinden und Regionen. Eine vitale Kirche der Zukunft wird (endlich) ernst machen mit dem „Priestertum aller Glaubenden“ und Räume schaffen, in denen multiprofessionelle Teams gemeinsam wirken. Ein zentraler Schlüssel ist hierbei die gezielte Qualifikation von Ehrenamtlichen. Pfarrpersonen haben zunehmend die Aufgabe in das Empowerment von Ehrenamtlichen zu investieren. Auch hierzu werden sie Qualifikationen erwerben müssen.
Wenn diese drei Elemente zusammenkommen, dann sehe ich in Kooperationsräumen eine große Chance vitaler Kirchenentwicklung. Und ganz ehrlich: Während der Umstellungsphase gehört es wohl auch dazu, dass wir uns immer wieder „lost“ fühlen.
Foto von Zionalbin Biju auf Unsplash
AUTORIN · AUTOR

Markus Weimer ist Dekan im Ev. Kirchenbezirk Konstanz. Er gehört zum Leitungsteam des Netzwerkes churchconvention.
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